Als Allie ihre Tochter im Festnetz « Ich vermisse dich, Papa » flüstern hört, ist sie völlig überrascht. Ihr Mann ist seit 18 Jahren tot, dachte sie jedenfalls. Als die schockierende Wahrheit ans Licht kommt, ist Allie gezwungen, sich der Vergangenheit und der Lüge zu stellen, die ihr ganzes Leben verändert hat.
Mein Mann starb, als unsere Tochter Susie erst zwei Wochen alt war.
Ein Autounfall. Plötzlich, brutal und sinnlos. In einem Moment küsste Charles meine Stirn, während er schnell einkaufen wollte. Im nächsten Moment hielt ich die Hand eines Polizisten und kämpfte mit Worten, die keinen Sinn ergaben.
Er war weg. Unerwartet.
Ich war 23. Ich hielt ein neugeborenes Baby in meinen Armen, das mehr brauchte, als mein gebrochenes Selbst bieten konnte. Dann kam Diane, Charles’ Mutter, ins Spiel.
Ich habe seinen Körper nie gesehen.
Ich sagte mir, dass es keine Rolle spielte. D3ad war D3ad, oder?
Achtzehn Jahre vergingen. Und irgendwie habe ich sie überlebt.

Susie wuchs in einer freundlichen Erziehung auf. Sie war auf eine Art und Weise sensibel, die mich manchmal brach. Sie hatte Charles’ Augen, diese sanften braunen Augen, die immer die Welt erkundeten.
Als sie älter wurde, kamen ihre Fragen wie Flüstern in der Nacht.
« Wie ging es Papa? », fragte sie.
Ich erzählte ihr von seinen schrecklichen Vaterwitzen, die mich mit den Augen rollen ließen. Fotos von seinem jungenhaften Grinsen.
Sie akzeptierte sie, aber ich spürte den Raum hinter ihren Augen. Der Raum, in dem echtes Wissen hätte leben sollen.
Es geschah an einem gewöhnlichen Dienstagabend. Ich ging den Flur entlang, als ich Susies Stimme hörte. Sie war weich und zärtlich und flüsterte über das Festnetz.
« Okay… Ich vermisse dich auch, Dad. »
Mein ganzer Körper versteifte sich.
Haferbrei. Haferbrei?!
« Mit wem hast du gesprochen? », fragte ich vorsichtig.
Sie weigerte sich, mich anzusehen.
»Falsches Lied«, flüsterte sie
Falsche Nummer? Nein. Nicht so ein weicher Ton. Nicht Papa.
Es war nicht schwer, das Anrufprotokoll des Festnetzes zu konsultieren. Da war es. Ein Lied, das ich nicht erkannte.
Ich starrte es lange an, bevor ich den Song wählte.

»Susie«, murmelte die Stimme.
« Ich dachte, du würdest heute Abend nicht mehr anrufen. »
Ich konnte nicht denken.
« Wer ist das? », fragte ich.
Es folgte ein Schweigen. Schwer und nachdenklich.
Klicken.
Die Leitung ging an d3ad.
Am nächsten Morgen, nach einer langen Nacht, in der ich hin und her gelaufen war und mir die schrecklichsten Szenarien ausgedacht hatte, konfrontierte ich Susie beim Frühstück.
»Setzen Sie sich«, sagte ich.
« Ich habe gehört, was du gestern gesagt hast », zitterte meine Stimme trotz aller Bemühungen. « Bitte, Schatz. Keine Lügen mehr. »
Ein paar Minuten später kam sie mit einem bleichen, zerknitterten Umschlag in den Händen zurück.
Ich öffnete es langsam. Charles.
« Mein Name ist Charles. Wenn Sie dies lesen, bedeutet das, dass ich endlich den Mut aufgebracht habe, mich zu melden. Ich bin dein Vater. »
Ich habe dein Leben aus der Ferne verfolgt. Ich geriet in Panik, als du geboren wurdest. Ich war noch nicht bereit. Meine Mutter hat mir geholfen zu verschwinden. Ich dachte, ich würde das Richtige tun. Jetzt sehe ich, dass ich mich geirrt habe. Ich würde mich freuen, mit Ihnen zu sprechen. Wenn Sie möchten.
Fortsetzung auf der nächsten Seite